Geschichte
und Symbolik der Familienwappen
Die
folgenden Ausführungen fußen auf einschlägigen Passagen der
familien- und ständegeschichtlichen Studie „Das
Patriziergeschlecht von Rintelen“, 1922 veröffentlicht von Wilhelm
v. Rintelen, und einem ergänzenden Vorwort seines Sohnes Enno zur
zweiten Auflage 1965.
Der
Gebrauch des Siegels wurde erst im 13. Jahrhundert in den Kreisen des
deutschen Adels allgemein. Seit der zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts finden sich auch an Urkunden Siegel, besonders von
solchen Personen, die als Richter, Schöffen, Ratsherren bei
Beurkundungen mitwirkten. Das älteste noch gut erhaltene Siegel der
von Rintelen (v. R.) ist das des Albert v. R., des Stammvaters der
Markingtorper Linie, an einer Urkunde von 1328. Es zeigt im runden
Spiegelfelde eine Hausmarke
und die Umschrift „S(igillum). Alberti de Rentelen“:
Während
in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in den westfälischen
Städten die Hausmarken noch überwiegend waren, gingen in dessen
zweiter Hälfte auch nicht Ritterbürtige, der Rittersitte folgend,
zur Annahme von Wappen über. Oft wurde die bisherige Hausmarke zu
dem Wappenbilde in den Schild gestellt. Wappenfähig waren neben den
Rittern auch die Patrizier. 1682 aber erließ Kaiser Leopold ein
Verbot unbefugter Wappenannahme durch die Bürger, welches sich auch
gegen die Patrizier richtete, da das Patriziat den Charakter als
Stadtadel zu dieser Zeit längst verloren hatte. Verleihungen von
Wappen an Bürgerliche durch den Kaiser fanden seit der Mitte des 14.
Jahrhunderts statt. Zugleich ergingen seit dem 15. Jahrhundert eine
Reihe von Verboten, ohne kaiserliche Erlaubnis ein Wappen anzunehmen.
Als Bürgermeister, Ratsherrn und/oder Ministerialen ihrer Fürstinnen
oder Fürsten durften Angehörige der Familien v. R. ein Wappensiegel
führen. Solcherart Siegel enthielten zumeist Elemente des
fürstlichen Wappens, bei der Familie v. R. zum Beispiel den Stern
der Häuser Schaumburg, Waldeck und Sternberg.
Die
Hausmarke des Rintelenschen Siegels von 1328 findet sich auch in
einem Wappen des Albert v. R. aus dem Jahr 1398:
In
diesem Wappen erscheint ebenfalls ein Hauptelement der Rintelenschen
Wappengeschichte: das Haupt Johannes des Täufers, des Patrons der
Herforder Neustadt. Der traditionellen Darstellung folgend wird das
Gesicht des Täufers mit Lockenhaupt auf einem Teller gezeigt. Aus
Platzgründen wird später aus dem Teller ein Kreis, in dem das
Gesicht ohne Locken zu sehen ist; an den Kreis sind sechs bis acht
Strahlen angesetzt. Im Wappensiegel von 1748 des Volkmarsener
Bürgermeisters Franz Anton v. R. wird die Darstellung im Schild als
Sonne mit Gesicht verstanden und oberhalb des Schildes und eines
Turnierhelms zwischen offenem Fluge wiederholt. Unterhalb der Sonne
im Schilde wird ein Ornament als „querliegender, abwärtsflammender
Feuerstahl“ bezeichnet. Diese Formulierung findet sich auch in der
Wappenbeschreibung des Adelsbriefs für Wilhelm v. R. von 1913: „Ein
blauer Schild, darin eine strahlende, gebildete goldene Sonne über
querliegendem, abwärtsflammendem Feuerstahl. Auf dem Schilde ruht
ein rot gefütterter, mit goldenen Bügeln und Einfassungen und
anhängendem goldenen Kleinod geschmückter und mit einer adeligen
Krone gekrönter offener stählerner Turnierhelm mit blaugoldenen
Helmdecken, auf dessen Krone die goldene Sonne zwischen offenem
blauen Fluge.“
Im
Nachrichtenblatt des Familienverbandes von 1928 kommentiert Wilhelm
v. R. das Gebilde des „querliegenden, abwärtsflammenden
Feuerstahls“ kritisch: „Wir haben auch den funkensprühenden
Feuerstahl übernommen, was nach meiner Kenntnis der Entstehung
unseres Wappens vielleicht besser unterblieben wäre.“ In
Wappensiegeln des Johann v. R. von 1523 und seines Urenkels Johann
von1671 ist dieses Gebilde als eine Muschel zu erkennen, die von
Experten als Jakobsmuschel gedeutet wird:
Die
Jakobsmuschel diente den im 11. bis 15. Jahrhundert nach Santiago de
Compostela zum Grabe des Apostels Jacobus major wallfahrenden
Jakobspilgern als Trinkgefäß und Abzeichen, das sie am Hut oder an
der Reisetasche trugen. Im Norden Deutschlands war Herford
Sammelplatz für die Jakobspilger, was die Abbildung der
Jakobsmuschel am südwestlichen Strebepfeiler der Radwiger Kirche in
Herford verdeutlicht.
Das
Wappen der Baltischen von Renteln wird wie folgt beschrieben: „Schild
in blau, ein mit drei roten fünfblättrigen (lippischen) Rosen
belegter goldener Pfahl. Auf dem Helm eine rote Rose zwischen zwei,
in den Mündungen mit je drei Pfauenfedern besteckten Büffelhörnern,
rechts blau, links goldene Helmdecken: blau-gold.“ (Brandt v.
Renteln, „Geschichte der Familien von Renteln“, Hamm 2000, S. 19)
Die
älteste Darstellung dieses Wappenschildes ist in einer silbernen
Kuchenform aus dem Jahre 1453 überliefert (Mitteilungen des Vereins
für Lübische Geschichte und Altertumskunde
Heft 13, Tafel 3). Die wesentlichen Elemente des Wappens erscheinen
aber schon auf der Grabplatte des Stammvaters der von Renteln,
Thidericus de Rintelen, verstorben 1321 (s. Startseite). In die
Platte eingemeißelt ist in Lebensgröße eine männliche Gestalt,
„ein Mann in den besten Jahren“ mit vollem lockigen Haar, angetan
mit einem weiten umhangähnlichen Mantel. In seiner Linken hält er
den Schild mit seinem Wappen, der einen mit drei fünfblättrigen
Rosen belegten Pfahl zeigt. Die oberste Rose ist nunmehr schwer zu
erkennen, da der Epitaph als Grabplatte schon stark abgetreten worden
war.
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